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Videointerviews – gekommen, um zu bleiben

 

Videointerviews –
gekommen, um zu bleiben

Corona und der digitale Wandel bringen uns in der Personalsuche eine nie da gewesene Akzeptanz von Videointerviews und damit neben großer Zeit- und Kostenersparnis zwar die eine Bewerberin oder den anderen Bewerber mehr – aber leider nicht zwingend mehr Besetzungen.

Zoommeeting und Co: Arbeitserleichterung, aber kein Gamechanger

  • Videointerviews haben die telefonischen Erstgespräche abgelöst
  • Videointerviews ergänzen immer öfter auch die persönlichen Interviews

Videokonferenzen mit Zoom, MS Teams, Whatsapp & Co – Corona hat uns die Berührungsängste genommen und das ist gut so. Denn die Zeitersparnis ist für alle Beteiligten gewaltig: für die BewerberInnen, für unsere Kunden und für uns in der Personalberatung.

Nicht nur die BewerberInnen sparen Zeit und Fahrtkosten, auch die RecruiterInnen können sich mit einem geringeren Zeitaufwand einen persönlichen und aussagekräftigen Eindruck von den KandidatInnen verschaffen.

Weil ein Videointerview leichter eingetaktet werden kann, erhalten mehr BewerberInnen einen Termin, deren Lebenslauf nicht passgenau mit dem Anforderungsprofil übereinstimmt. Das bedeutet, dass die Unternehmen automatisch öfter über den Tellerrand schauen – mit überraschend positiven Folgen.

Aus demselben Grund ist allerdings bei den Bewerberinnen und Bewerbern auch die Verbindlichkeit nicht so hoch, weiß Doris Cerny, HR-Consultant bei Lindlpower in Linz:

„So ein Videointerview geht sich auch einmal schnell in der Mittagspause aus. Die Bewerberinnen und Bewerber müssen keinen Urlaub oder Zeitausgleich nehmen und ersparen sich die An- und Abreise. Dafür kommt allerdings auch immer wieder mal was dazwischen – kurzfristige Absagen sind die Folge, oder ein umsonst wartender Kunde oder Personalberater, weil der Kandidat oder die Kandidatin im wahrsten Sinne des Worts nicht auf der Bildfläche erscheint.“

Mehr Interviews, mehr Besetzungen? Leider nein.

Warum das einfachere Kennenlernen via Videointerview nicht zu mehr Besetzungen führt, ist leicht erklärt.

  • Es geht sich mathematisch gar nicht anders aus: Wechselwillige BewerberInnen schöpfen aus dem Vollen und können sich mehrere Positionen parallel ansehen. Antreten können sie letztlich nur eine Stelle, nur logisch, dass mehrere Arbeitgeber leer ausgehen.
  • Der Aufwand für eine Bewerbung wird immer geringer – nicht alle KandidatInnen, die in einem Bewerbungsprozess stecken, sind am Ende wirklich bereit, zu wechseln.

Skype vermittelt keine Arbeitsumgebung

Ein Nachteil für die KandidatInnen: Sie können sich bei einem Videointerview zwar selbst sehr authentisch präsentieren, aber nur wenige Eindrücke vom Unternehmen und Arbeitsumfeld gewinnen. Wie gestaltet sich die Anreise, wie wird man empfangen, wie fühlt sich die zukünftige Arbeitsumgebung an? Diese ersten Empfindungen fehlen. Christoph Martin aus dem Wiener Lindlpower-Büro findet trotzdem:

„Das Videointerview ist für uns eine „zusätzliche“ Auswahlstufe, es ersetzt das persönliche Interview nicht, aber es ergänzt es. Wir sehen ein Online-Meeting als ideale Vorselektion, die es beiden Seiten einfacher macht, mit wenig Aufwand zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, den Bewerbungsprozess fortzusetzen.“ 

Anders formuliert: Mit Bewerbungsgesprächen per Video ist ein Recruitingprozess zu Beginn meist etwas breiter aufgestellt, denn wir versuchen, eine möglichst hohe Anzahl an Gesprächen zu vereinbaren. Wie schon erwähnt, mit dem recht positiven Nebeneffekt, dass wir oft KandidatInnen kennenlernen, die mit ihrer Persönlichkeit punkten.

Als Verfechter des Cultural Fit sind wir überzeugt davon, dass wir damit noch mehr geeignete KandidatInnen identifizieren können. Eine Win-win-win-Situation für unsere BewerberInnen, die Kunden und uns selbst.

 

 

Bild: Unsplash/Grzegorz Walczak