Gestatten Sie uns die Frage: Wie alt sind Sie? Gehören Sie zu einer der Generationen, in denen man die sogenannte Extrameile gehen musste, um Karriere zu machen? Sind Sie gar ein ehrenwertes Mitglied der „Hustle Culture“? Als Erster kommen, als Letzte gehen, Anrufe auch nach Dienstschluss annehmen, die Firmenmails am Wochenende checken, Überstunden schieben … Kommt Ihnen alles bekannt vor? Dann waren Sie wohl nie ein Quiet Quitter.
Quiet Quitting – ein neues Buzzword macht die Runde. Ein Social-Media-Trend, losgetreten von einem 24-jährigen New Yorker auf Tiktok, der Menschen beschreibt, die ihren Wert nicht mehr über berufliche Produktivität definieren. Die sich dafür feiern, dass sie genau das leisten, wofür sie bezahlt werden. Das Firmenhandy wird abgedreht, sobald sie aus der Bürotür draußen sind, selbstverständlich werden abends keine Mails mehr beantwortet.
Quiet Quitting, so liest man jetzt überall, sei ein Trend der Generation Z, eine neue Idee des Arbeitens: „Work is not your life“ heißt es im 17-sekündigen Video, das viral ging. Wozu sich für ein Unternehmen aufopfern, dem man ohnehin egal ist? Bei Quiet Quitting geht es nicht darum, den Job zu kündigen, sondern die Beziehung zu ihm.
Früher hätte sich das niemand auszusprechen getraut. Die Jungen sind selbstbewusst genug, es zu tun. Sie sind vor allem seit der Pandemie auch stärker von Überlastung und Frust betroffen und pochen jetzt auf vernünftige Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Und seien wir uns ehrlich: Das ist vielleicht nicht die schlechteste Art, mit Frustration und Überforderung umzugehen und verhindert ganz sicher das eine oder andere Burnout.
Ist der Trend aus den USA bei uns überhaupt ein Thema? Ja, aber vielleicht kein neues: Denn hat es Quiet Quitting nicht immer schon gegeben? Na, und ob!
Kennen Sie nicht auch Mitarbeiter:innen, die Dienst nach Vorschrift machen? Sind die alle jung? Nein, und sie sind auch nicht einfach faul. Die Gründe, sich nicht den sprichwörtlichen Haxn ausreißen zu wollen, sind vielfältig und sie führen zu den Arbeitsbedingungen, zum Gehalt, zur Unternehmenskultur, zur Sinnhaftigkeit des Jobs und zu den Führungsqualitäten der Vorgesetzten. Im Kern geht es um die Balance von Geben und Nehmen: um die Unternehmenskultur und das Leadership im Unternehmen.
Wo sich Quiet Quitter tummeln, braucht es eine ehrliche Beschau: Sind es tatsächlich die Mitarbeiter:innen, die ihren Arbeitgebern zu wenig bieten, für das, was sie bekommen? Oder erwarten die Unternehmen zu viel dafür, was sie bereit sind, den Mitarbeiter:innen zu geben?
Stellen Sie sich gleich selbst ein paar wichtige Fragen: