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Suche nach Sinn – Was will die Generation Z?

Es ist der Kampf um die klügsten Köpfe, der die HR-Verantwortlichen und Recruiting Branche in Bewegung hält. Längst reichen attraktive Inserate und gute Einstieggehälter nicht mehr aus, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Und dann wartet noch ein viel schwierigeres Thema. Nach erfolgreichem Recruiting Prozess wird in den Mitarbeiter investiert und dennoch verlassen viele das Unternehmen in kurzer Zeit – damit sind auch hohe Kosten verbunden.  Eine rasche Lösung ist komplex und erfordert tiefgreifende Veränderungen – Generationenmanagement und New Work sind die damit verbundenen Schlagworte.

Karl Kraus schrieb einmal, „dass die Zukunft früher auch viel besser“ gewesen wäre. Früher reichten ein solides Gehalt und eine sichere Anstellung, um als attraktiver Arbeitgeber den entsprechenden Zulauf von jungen Mitarbeitern sicherzustellen. Doch die neue Generation am Arbeitsplatz tickt anders und nur diejenigen, die sich anpassen können, werden auch erfolgreich sein.

Was ist nun das Besondere an den Neuankömmlingen auf dem Arbeitsplatz – der Generation Z? „Es gibt einen klaren Wertewandel am Arbeitsplatz“, sagt Sonja Schloemmer, Executive Coach und CEO von Schloemmer&Partner. „Potenzielle MitarbeiterInnen suchen eine Tätigkeit, deren Zielsetzung gesellschaftlich akzeptiert ist. Und es ist für sie auch wichtig, dass sie den Sinn ihres Jobs erkennen können und dieser auch sinnvoll für ihr eigenes Leben ist.“

Wonach sehnt sich die neue Generation am Arbeitsmarkt? Arbeit soll ein wichtiger, sinnstiftender und erfüllender Teil des Lebens sein. Sinnorientierung hat sich inzwischen zu einem bedeutenden Faktor auf dem Arbeitsmarkt entwickelt.

Eine weltweite Studie von LinkedIn, der Global Purpose Index, zeigt, dass weltweit etwa 37 Prozent der auf LinkedIn vernetzten ArbeitnehmerInnen „purpose-orientiert“ waren. Sie sehen Sinn als ihre primäre Motivationsquelle im Job – in Abgrenzung zu Personen, die in der Arbeit primär Einkommen oder sozialen Status und Aufstieg anstreben.

Für Sonja Schloemmer sind die Konsequenzen klar: „Das Gehalt darf heutzutage nicht mehr ein Schmerzensgeld für verlorene Lebenszeit sein. Die Karrierekarotte vor die Nase hängen oder ein möglicher Gehaltszuwachs allein sind heutzutage zu wenig. Führungskräfte die Motivation durch Manipulation versuchen, scheitern mittlerweile und überleben nur mehr in Branchen, die dem unaufhaltsamen Trend zum „agilen Unternehmen“ hinterherhinken.“

Die Generation Z will ihr Leben jetzt und hier genießen. Das Unternehmen kann die Voraussetzungen dafür schaffen, dass eine Arbeit als Berufung begriffen wird und es zu Flow-Erlebnissen kommt – also weder Über- noch Unterforderung. Gestaltungsspielraum sollte gegeben sein und Mitarbeitende möchten zeigen wozu Sie fähig sind. Junge MitarbeiterInnen erleben Arbeitsteilung als demotivierend, sie wollen eine bestimmte Aufgabe vom Anfang bis zum Ende erledigen.

„MitarbeiterInnen müssen das Gefühl haben, dass ihre Arbeit für andere Menschen eine Bedeutung hat“, sagt Sonja Schloemmer. „Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Beschäftigte, die ihre Tätigkeit als bedeutungsvoll wahrnehmen und Gutes bewirken, mehr als andere leisten. Sinnvolle Arbeit führt also zu besserer Arbeit. Und umgekehrt gilt: Wer Leistung will, muss Sinn bieten.“

 

Schloemmer leitet selbst Workshops in namhaften österreichischen Unternehmen. Aus ihrer Sicht greifen reine Führungstrainings zu kurz: „Zwar lassen sich moderne Führungstools trainieren und auch die Haltung reflektieren. Aber es sind auch Persönlichkeitseigenschaften wie die Fähigkeit zu Vertrauen, Empathie, Reflexionsvermögen, emotionale Stabilität und Offenheit erforderlich.

 

Mag. Sonja Schloemmer MBA, MAES

Die Expertin für Leadership und HR-Instrumente berät seit 2003 zahlreiche namhafte Unternehmen in Österreich und Deutschland. Als ehemalige Netzwerkpartnerin der Beratergruppe Neuwaldegg und Top Executive Coach arbeitet sie mit Vorständen, Geschäftsführern und Topführungskräften basierend auf den Erkenntnissen der Neurobiologie. Ihr praxisnaher Zugang basiert auf jahrelanger Erfahrung im HR Management eines Konzerns und in der Produktivitätsoptimierung. Als Förderin des Viktor Frankl Museums ist es ihre Mission, Arbeit für Menschen in Unternehmen wieder sinngebend zu gestalten.